Gerätebesprechung – Fliegenruten
Shimano XTC Fly BIG BUG/Saltwater
Einhand Fliegenrute 9’ (2,74m), Klasse 10, 4-teilig
Die Rute Shimano Fly BIG BUG wurde laut Shimano zur Fischerei auf küstennahe Raubfische, pelagische und tropische Zielfische, aber auch für kampfstarke Süßwasserarten wie Hecht und Co konzipiert. Und das in eine sehr interessanten Preissegment. Interessant? Weiterlesen!
Für die BIG BUG wurde ein robuster schwarzmatter Full Carbon Blank mit Biofibre und Diaflash Technologie verwendet. Angenehm ist hier die matte Farbe des Blanks, denn dieser reflektiert kein Sonnenlicht und ist beim Werfen nicht so auffällig wie so manche hochglanzlackierte Rute. Im Handteil sieht man die Diaflash- Kreuzwicklung in deren Technologie diese und viele andere, bewährte Ruten von Shimano hergestellt sind.
Der Full Wells Griff ist eine der Besonderheiten dieser Rute! Er ist aus dem Material “WINN” hergestellt, Diese Griffe sind aus EVA-Schaum mit einer patentierten Polymer-Oberfläche für einen angenehmen und rutschfreien Griff beim Angeln hergestellt. Der Griff ist klassengerecht proportioniert und besitzt ebenfalls einen Fighting Butt, wie man es von einer Rute in der Klasse 10 erwarten kann.
Der uplocking Seaguide PFS Rollenhalter ist komplett aus Aluminium, so auch der Spacer. Fixiert wird die Rolle von 2 Rändelmuttern, die sich gegenseitig kontern. Der Halter macht einen sehr stabilen Eindruck um auch eine schwere Rolle, die einen kampfstarken Fisch im Drill hat, halten zu können. So gehört sich das für eine Rute welche “Saltwater” im Titel trägt. Die Lackierung der Rute ist sauber und einwandfrei ausgeführt.
An Beringung finden wir eine Fuji Alconite K-Type Beringung kombiniert mit starken Seaguide SSG Zweisteg-Ringen, meint 2 stabile Leitringe, 7 verchromte Schlangenringe und einen Spitzenring. Diese sind mit schwarzem Bindegarn angebunden. Die Abstände und Durchmesser der Ringe sind gut gewählt, so dass der Blank gleichmäßig belastet wird. Auf die Fliegeneinhängeöse wurde verzichtet.
Zur Ausstattung gehört weiterhin ein schwarzes Samtfutteral.
Randinfo: auf der Rute ist zwar “Biocraft XT” zu lesen, es ist aber die “XTC” Serie, was auch die ItemNr. ausweist. (FBXTC90104BBSW 4B)
Beim ersten Auspacken der Rute, von der ich wusste, dass diese im mittleren Preissegment angesiedelt ist – ich tippte so auf die 300 – 400€ Klasse – war ich erstaunt erstmals einen WINN Griff in der Hand zu halten. Seien wir doch mal ehrlich! Ich bevorzuge immer einen künstlich hergestellten Griff aus Formkork, Neopren oder sonstigen Materialien vor einem Naturkorkgriff aus minderer Qualität. Der “WINN – Grip” fühlt sich griffig an, hat eine gewisse “Weichheit”, bei der man den Griff gefühlt einen Millimeter komprimieren kann und das stilisierte Fischmuster gibt sich rutschsicher. Das fühlt sich wirklich gut an und nach einer kurzen Zeit gar nicht mehr ungewohnt!
Eine Fliegenrute der Klasse 10 ist ja schon mal ein Wort! Wir reden da von Einhandschnüren, die auf den ersten 30 Fuß fast 20 Gramm wiegen und komprimiert auch als Grundblei im Stillwasser durchgehen würden. Damit kann man mit einer Fliegenrute schon mal halbe Hühner und nasse Waschlappen 20 Meter weit transportieren. Und dafür ist diese Rute auch gedacht und ideal! Zur Fischerei in unseren Breitengraden mit wirklich großen Streamern, also 20cm+ auf Hecht, Zander und was sonst noch so einsteigt.
Getestet habe ich die Rute mit Schwimm/Intermediateschnüren der Klasse 9 und 10 (Rio Pike/Musky InTouch) und einer Sinktip mit 400 Grains (Teeny T-400) auf SHIMANO Flliegenrollen der Klasse 8 – 10. Die progressive und schnelle Aktion ist sehr kraftvoll, wobei sich die Rute dabei nicht schwer oder supersteif anfühlt, wie man das von Salzwasserruten kennt, was sich insbesondere bei schweren und nassen Fliegen negativ auf die Wurfeigenschaften auswirken kann, wenn beim Turn Over sich die Schnur streckt und das Fliegengewicht plötzlich hart in die Rute schlägt. Genau das passt bei der Big Bug perfekt! Ohne Probleme und mit Leichtigkeit hat man einen Radius von 20m+ im Griff, also genau der Bereich der für diese Fischerei interessant ist. Ja, man kann damit auch weiter werfen. Wichtiger als Weite ist aber Kontrolle über den Wurf und die exakt präsentiere Fliege. Viele Hechte habe ich im Bereich von 10 – 15 Metern gefangen und dies nach exakter Positionierung in den Liegeplätzen der Predatoren.
Perfekt war die Combo für mich mit der Schnur der Klasse 9 und Intermediate- Spitze! Das fühlte sich schnell an, man bekam problemlos die Schnur und die Fliege aus dem Wasser gehoben und schnell und kontrolliert präsentiert. Das ist letztlich aber Geschmacksache und die Klassifizierung in Klasse 10 ist korrekt.
Sind wir mal ehrlich… oftmals werden für die Hechfischerei Ruten der Klasse 8 eingesetzt, so habe ich das früher auch gemacht. Wie oft fischte man da an einem kalten und windigen Wintertag, wirft halbe Hühner durch die Luft und denkt sich… “wenn die Rute jetzt noch etwas mehr Schmackes hätte…!” Schon seit Jahren ist deshalb die 10 meine Rutenklasse für die Hechtfischerei. Passt, wackelt und hat Luft nach oben, Anschläge kommen durch und den Hecht interessiert die etwas schwerere Rute nicht die Bohne.
Zugegebenermaßen ist das Werfen in höheren Klassen doch mit Arbeit verbunden und man weiß Abends was man getan hat. Aber von nix kommt nix.
Fazit: bei der Shimano Biocraft XTC Fly Big Bug handelt es sich um eine salzwasserfeste Rute zur Streamerfischerei mit einem richtig guten Preis-Leistungsverhältnis und ansprechender Performance. Damit wird sie insbesondere für den preisbewussten Fliegenfischer interessant, der in Fischerei auf Hecht & Co reinschnuppern möchte.
Dies soll die Rute aber um Himmels Willen nicht in die “mal-probieren-und-dann-was-Richtiges-kaufen-Ecke” rücken! Nein! Dieses Besteck kann und wird man lange fischen können, ohne auf die High End Ruten neidisch sein zu müssen. Und als Zweitrute für Trips ins Salzwasser auf Barracuda und Konsorten ist sie ebenfalls uneingeschränkt zu empfehlen. Dafür wird sie auch in meinem Bestand bleiben.
Eine Solche sollte man sowieso unbedingt dabei haben, denn wenn die Premiumrute kaputt gegangen ist, weil man beim Abhaken des Fisches im Boot auf die Rute getreten ist und das nächste Angelgeschäft 500 Seemeilen entfernt ist. Einzig für die Flugreise sollte man sich im Baumarkt ein passendes HT-Rohr mitsamt Abschlusskappen für vielleicht 5€ besorgen, um die Rute beim Transport zu schützen.
Geht doch auch und ist preiswert und echt gut!
Verfasser: Juergen Friesenhahn, begeistert, G.Loomis/Shimano Pro- Staff seit 2010 für www.wurfkurse.de
Bezug: Über den Fachhandel für UVP: € 219,99
