Vom Releasen von Äschen

Posted on 2020/05/10Kommentare deaktiviert für Vom Releasen von Äschen

Äsche

Eigentlich habe ich am letzten Sonntag einem Schüler nur vorgeführt, wie man eine tieflaufende Nymphe in Dead Drift fischt, als beim letzten Durchgang ein Fisch die Nymphe nahm. Vom ersten Gefühl und von der Größe der aufblitzenden Flanke dachte ich zuerst „Ah, ’ne Durchschnittssbarbe“ und ich forcierte den Drill, um den Fisch nicht unnötig zu strapazieren – das Wasser hatte in den normalschnellen Zügen 15 Grad. Nach kurzer Zeit war es aber klar, dass das keine Barbe ist, sondern eine große Äsche, denn auf den Druck mit der 5er G.Loomis  NRX L.P. kam sie kurz nach oben und man sah die große Rückenfahne.

Daraufhin habe ich den Teilnehmer gebeten, seinen Kescher schon mal ruhig ins Wasser zu halten, damit ich die Äsche darüberziehen konnte und forcierte den Druck aufs Äußerste. Das 0,14er Fluorcarbontippet und die Knoten hielten, nach ca. 1 Minute war die Äsche im Kescher und die Hydropsychennymphe ohne Widerhaken fiel aus der Maulspalte. Sofort wurde der Fisch aus dem Kescher genommen, kurz im Wasser vermessen (50+) und dann von mir in die Strömung gehalten und stabilisiert.

Dies als Grund meines Blogs: Äschen sind in der Lenne ganzjährig geschont und bedroht vom Kormoran, der dort einen Großteil der Äschenbestände hingerichtet hat. Noch Ende der 80er war die Äsche in der Lenne die vorherrschende Spezies und man hat teilweise mehr Äschen, als Forellen gefangen. Aus dieser Zeit – Anfang der 90er – stammt auch meine größte Lenneäsche mit ehrlichen 47cm, die ich größenmäßig in 20 Jahren nicht toppen konnte. Und ab Mitte der 90er, nachdem der Kormaoran einfiel brach der Äschenbestand zusammen. Nachweislich. Es gibt einige Fliegenfischer, die auch ein Fangbuch führen und genau diesen Zusammenhang ebenfalls bestätigen können. Die Äsche als Schwarmfisch in der Stömung stehend, ist die ideale Beute für den Kormoran, im Gegensatz zur Forelle, die Unterstände sucht und zudem viel scheuer ist. Eine Äsche kann man zum Beispiel auch 50 Mal hintereinander anwerfen, eine Forelle nur wenige Male, dann ist sie vergrämt.

Aber zurück zur Äsche: sie ist ein sehr tapferer Fisch, der in der Regel bis zur Erschöpfung kämpft, was unbedingt und mit allen Mitteln zu vermeiden ist, denn sie soll und muss wieder freigelassen werden! Deshalb rate ich beim Drill einer Äsche immer kurzen Prozess zu machen. Druck und ran mit dem Fisch. Man kann bei ihr, auf Grund der Hochrückigkeit, auch gut die „Umkipptechnik“ anwenden. Aus der vertikalen Rutenstellung beim Drill geht man zum Beispiel auf 09:00, dann wird die Äsche sich gegen diese neue Zugrichtung in der Strömung positionieren und ihre große Fahne als Segel verwenden. Wenn sie diese Position eingenommen hat, nimmt man die Rute um 180 Grad auf 15:00 herum und gibt richtig Druck aus einer koplett anderen Richtung. Oftmals kommt der Fisch dann aus dem Gleichgewicht und kann auf der Seite liegend, schnell herangezogen werden.

Am besten hakt man den Fisch dann im Wasser ab und vermeidet grundsätzlich Fischkontakt ohne nasse Hände. Sodann MUSS man man den Fisch  – Rute aus der Hand – mit beiden Händen in die mäßige, sauerstoffreiche Strömung halten und stabilisieren, Äschenkopf voraus und hinter den Brustflossen halten, damit die Kiemen arbeiten können. Dort merkt man dann, dass der Fisch „kippelt“ und in Seitlage wegtreiben würde, wenn man gehen lassen würde. Dies ist UNBEDINGT zu vermeiden, denn dann ist die Gefahr groß, dass er groggy zu trudeln anfängt, nicht mehr genügend Sauerstoff bekommt und verendet! Haltet die Äsche sanft zwischen euren Händen, ohne jeglichen Druck, und beobachtet, wie er langsam wieder Stabilität gewinnt und letzten Endes aus unseren Händen auf den Grund schwimmt. Diese Phase kann teilweise lange 5 – 8  Minuten dauern – kalte Finger, aber wichtig! Wenn die Äsche dann auf Grund steht, hat man meißt noch die Möglichkeit, sie für einige Augenblicke zu beobachten und immer wieder ist es beeindruckend für mich zu sehen, wie gut sie farblich an ihre Umgebung angepasst ist, denn wenn man nicht genau wüsste, dass sie da steht, könnte man sie auch übersehen.

Deshalb lautet das Äschenmotto: 1 Minute Drill – 5 Minuten Release.

Bitte haltet Euch dran.

Schließend ist in diesen Zeiten eine Äsche aus der Lenne von über 50cm ein wirklich seltener Fisch. Und als erster Lennefisch zum Saisonstart 2016 für mich unschlagbar.

JF