Shimano Biocraft XR FLY “Saltwater” 690-4

Posted on 2023/03/15Kommentare deaktiviert für Shimano Biocraft XR FLY “Saltwater” 690-4

Gerätebesprechung – Fliegenruten

Shimano Biocraft XR FLY “Saltwater”
Einhand Fliegenrute
9’ (2,74m), Klasse 6, 4-teilig

Die Biocraft XR Fliegenruten sind die technologisch fortschrittlichsten Fliegenruten, die Shimano je hergestellt hat, und sie bieten eine bemerkenswerte Kombination aus Wurfleistung, Praktikabilität und Wertigkeit. Dazu gehört auch die hier vorliegende Rute der Klasse 6 in 9 Fuß.

Für die “Saltwater” wurde wie bei allen Ruten der modernen XR-Serie ein leichter High Modulus Full Carbon Blank verarbeitet, der mit den exklusiven Shimano Carbon-Technologien HPC (High Pressure Carbon), Biofibre, Nanosheet und Diaflash ausgestattet ist. Dieser aufwendige Herstellungsprozess minimiert potenzielle Schwachstellen, was dem Blank eine extreme

Belastbarkeit und ausgezeichnete Kraftübertragung verleiht.

Die Rute hat einen dunkelgrünen Blank mit dezenten goldenen Zierwicklungen und sehr sauber ausgeführten und eingeschliffenen Verzapfungen, die die einzelnen Rutenteile saugend miteinander verbindet. Da muss man nicht drücken oder drehen, das sitzt einfach wie es soll.

Der Half Wells Griff aus so genanntem “Power Cork” ist gut verarbeitet und hat erstaunlich wenige Kittstellen, weniger als so manche High-Price-Rute in der heutigen Zeit. Der Fighting Butt ist klassengerecht und endet in einem schmalen Duplon Abschluss, was beim Abstellen der Rute auf dem Boden von Vorteil ist.

Zwischen Griff und Butt sitzt ein richtig stabiler uplocking Seaguide Rollenhalter, komplett aus Metall gearbeitet, bei dem sich gegenseitig konternde Rändelmuttern die Rolle fixieren. “Saltwater” steht auf der Rute und so ist auch der Rollenhalter gearbeitet. Tough, but light und hält die Rolle ohne Wackelei an Ort und Stelle.

Die Beringung besteht aus zwei Fuji SIC-Leitringen, kombiniert mit passend dimensionierten, verchromten Seaguide Schlangenringen und einem Spitzenring. Diese sind mit Bindegarn in Rutenfarbe angebunden und die beiden Leitringe habe noch die vorher genannte goldene Zierwicklung. Die Abstände und Durchmesser der Ringe sind gut gewählt und die Lackierung sauber und sparsam ausgeführt. Zusätzlich gibt es noch eine kleine, runde Fliegeneinhängeöse an der Unterseite.

Bei dem Gewicht der Rute reden wir von 112 Gramm und wieso ich das überhaupt nenne, was ich so gut wie nie tue, erfahren wir später!

Zur Ausstattung gehört weiterhin ein grünes Samtfutteral und ein Hardcase – Rutenrohr.

Saltwater… wenn das auf Fliegenruten steht können wir davon ausgehen, dass wir unter Einhaltung der Klasse ein richtig strammes Exemplar in den Händen halten. Dies aus dem Grund da Salzwasserspezies bei gleicher Größe um ein Vielfaches kampfstarker sind als die Kollegen im Süßwasser.

Wieso ist das so? Ganz einfach!

Während die einheimische 50er Forelle kaum Räuber hat, die ihr gefährlich werden könnten, außer vielleicht ein Hecht oder der schwarze Vogel, hat sie ein entspanntes Leben und jede Menge Unterstände im Gewässerhabitat. Gibt es Stress stellt sie sich in den nächsten Unterstand und gut.

Fische im Salzwasser, wenn sie nicht gerade an einem Riff wohnen, haben im Meer keinerlei Unterstände und die Überlebensstrategie gegen die Predatoren besteht darin die Flossen in die Flossen zu nehmen und so schnell wie möglich stiften zu gehen. Wenn nicht war es das und langsame Schwimmer verschwinden so von alleine aus dem Genpool. Also “Saltwater” ist tough und Ruten für diesen Einsatzzweck können dagegenhalten!

Kraft hat diese Rute! Als Klasse 6 würde sie nach AFFTA – Schnurklassifizierung ungefähr in einem Gewichtsfenster von 9,90 bis 10,90 Gramm liegen (152 bis 168 Grains) und mit einer solchen Schnur passiert bei der Rute relativ wenig! Da wäre sie dann eine ultraschnelle Peitsche, mit der man nadelspitze Loops werfen kann. Aber so richtig Musik kommt in die Bude mit einer Schnur um die 16 Gramm/250 Grains, sowohl als Floating Line, Intermediate als auch Sinktip.

Swing Weight! Ein Begriff, der eigentlich aus dem Golfsport kommt beschreibt das Gefühl der “Schwere” wenn man einen Gegenstand schwingt, im Falle von Golf, den jeweiligen Club.
Diese Rute hat, trotz geringem Gewicht ein richtig solides Swing Weight und damit meine ich nicht leicht, sondern spürbar schwer und das ist gut so! Wenn man die Rute stoppt, sei es Überkopft oder bei Rollwurftechniken, spürt man deutlich, wie der Blank zurückstellt und seine in der Beschleunigungsphase gespeicherte Energie abgibt. Ein Feel, welches ich bei modernen, ultraleichten Ruten vermisse. Man spürt, dass die Rute mit Wumms das zurückgibt, was man reingesteckt hat. Das mag ich sehr! Sie wirft sich angenehm und souverän und das Kontrollieren und Menden von Schnur auf dem Wasser ist ob der Länge von 2,74m ein Kinderspiel.

Und über die Schnurempfehlung kommen wir auch schnell zum eindeutigen Einsatzzweck: astreine Streamerrute auf heimische Salmoniden und leichte Salzwasserrute auf Meerforelle und Bonefish. Sowohl Wooly Bugger und Polar Magnus mit Kettenaugen als auch Crazy Charlie & Co sind die Domäne dieser Rute. Da gibt es nichts zu deuteln und ist so kurz wie bündig! Die Aktion ist auch passend mit einer progressiv zunehmenden Biegung der ersten 3 Rutenteile und einer kraftvollen Buttsection. Manche Dinge sind halt einfach…

Fazit: bei der Shimano Biocraft XR Fly “Saltwater” 690-4 handelt es sich um eine lupenreine Rute für die leichte Streamerfischerei. Sie liegt dabei weit über ihrem Preisniveau und ist ein ernsthafter Herausforderer für einige der hochpreisigen amerikanischen Wettbewerber! Kurzum bietet die “690 Saltwater” eine sehr ansprechende Performance, die man in dieser Preisklasse wohl kaum erwartet hätte.

Bezug: Über den Fachhandel für UVP: € 319,95

Verfasser: Juergen Friesenhahn, G.Loomis/Shimano Pro-Staff seit 2010 www.wurfkurse.de www.friesenhahn.de

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