Gerätebesprechung – Fliegenruten
G.Loomis IMX-PRO V2 2111- 4 – “Short Spey”
11’ 11” (3,63m) in Schnurklasse 2
Schon vor mehr als 17 Jahren, um das Jahr 2007, gab es die ersten leichten Zweihandruten unterhalb der traditionellen Längen und Klassen von Lachsruten, die üblicherweise zwischen 13 – 15 Fuß lang sind und sich in Schnurklassen von 9 – 11 bewegen. Damals wurden diese Ruten “Switchruten” genannt und wurden in den Klassen 5 – 7 und um die 11 Fuß Länge vertrieben. Gedacht waren sie primär zum Fang von kleineren Steelheads, den nordamerikanisch-pazifischen Regenbogenforelle.
Insbesondere der Name war für den gemeinen Fliegenfischer mißverständlich, denn man meinte, dass man mit diesen Switchruten nur Switchcasts geworfen werden sollten, dabei kam die Namensgebung doch von “to switch”, dem möglichen Wechseln der Handhaltung von einer zu zwei Händen. Diese leichten Zweihandruten ermöglichen es nicht nur zweihändig, sondern auch einhändig geworfen zu werden. Deshalb ist der gesamte Korkgriff auch signifikant kürzer als bei der gewöhnlichen Zweihandrute.
Da Switchruten aber zweihandklassifiziert sind, also den AFFTA – Zweihand – Schnurgewichten entsprechen, welche ca. 3 Schnurklassen über der Einhandklassifizierung liegen, reden wir bei einer Klasse 6 Switchrute von einem empfohlenen Schnurgewicht (16,2 Gramm) welches locker dem Schnurgewicht einer Klasse 9 Einhand (15,5 Gramm) entspricht!
So ist eine 6er Switchrute – hört sich leicht an – eher eine schwere Klasse 9 Einhand, also nichts für den normalen Forellenfischer, der mal mit der ultraleichten Zweihand in seinem Gewässer “Wet Fly Swing” fischen möchte.
Fast forward in die Gegenwart.
Die Rutenhersteller haben diesen Trend zu wirklich leichten Zweihandruten erkannt und diese als so genannte “Short Spey” oder auch “Trout Spey” Ruten auf den Markt gebracht, die schon im Namen den Einsatzzweck offenbaren. Teilweise schon ab der seltenen Rutenklasse 0 beginnend bewegt sich die Spanne zumeist um die Klassen 2 – 3.
In 2023 hat nun auch G.Loomis eine solche Short Spey Rute – in Form der IMX PRO V2 2111-4 – in der Klasse 2 und 3,63 Meter aufgelegt, welche auf Einhand umgerechnet etwa der Klasse 5 entspricht, somit also direkt in der Mitte der Allroundfischerei auf Forelle & Co fällt.
Die mittlerweile bekannte und eingeführte Rutenserie IMX-PRO “V2” hat eine Mischung von neuen Technologien – Conduit Core und GL7 Harzsystem – um die Performance der Ruten aber auch die Schlagfestigkeit gegen äußerer Einflüsse ohne zusätzliches Gewicht zu erhöhen.
Die Rute hat, wie alle Freshwater IMX-PROs, ein angenehm dezentes Styling mit einem Blank in oliv-dunkelgrüner Farbe, schwarzen Ringbindungen und zwei feinen lindgrünen Zierwicklungen am Handteil. Die klare Lacklackierung ist sauber ausgeführt.
Technische Daten: Die Länge der Rute beträgt 11 Fuß 11 Inches (3,63 Meter) und sie ist vierteilig.
Das Handteil wiegt 97.90 Gramm. Auf Teil 2 bis zum Spitzenteil entfallen je 21.65, 11.35 und 5.85 Gramm.
Das Gesamtgewicht beträgt 136.75 Gramm.
Passend zur Kategorie “Trout Spey” hat diese Rute einen Zweihandgriff, der aber bedeutend kleiner ausfällt als bei den großen Brüdern. Der obere Full Wells ist 25 cm lang, die Buttsection ist 10 cm lang und der Griff inklusive Rollenhalter misst 44cm. Zum Vergleich hat der komplette Griff einer NRX 14 Fuß 9/10 62 cm.
Die Naturkorkgriffe von guter Qualität werden oben und unten jeweils von Formkork eingefasst. Der eloxierte Rollenhalter aus Aluminium mit Mutter/Kontermutter Kombination kann auch größere Rollen sicher an der Rute befestigen. Auf Grund der Länge der Rute sollte man mindestens eine Rolle der Größe 5/6, besser 7/8 wählen, welche ein gutes Kontergewicht abgibt.
Die Rute ist mit 2verchromten Leitringen ausgestattet, gefolgt von 9 verchromten Einstegringen und einem Spitzenring.
Zur Ausstattung gehört des Weiteren ein Stofffutteral und ein Cordura Rutenrohr.
Hergestellt wird die Rute bei G.Loomis in Woodland, Washington.
Action bitte! Die Trout Spey hat eine sehr sensible Spitze, was Würfen im Nahbereich zu Gute kommt und die Fischerei mit dünneren Vorfächern ermöglicht. Ohne Weiteres würde ich mit dieser Rute auch Tippet von 0,12mm fischen. Teil 3 und 2 werden dann graduell kraftvoller und dies setzt sich fließend in das Handteil fort. Auf dem folgenden Bild sieht man die Aktion bei einer statischen Belastung von 90 Grad.
Die Rute nimmt für Rollwürfe gut Ladung an, ist aber nicht zu schwammig um auch einhändige Überkopfwürfe damit auszuführen. Die Ruten heißen zwar neuerdings “Short Spey”, aber man kann nach wie vor “switchen” und sowohl einhändig als auch zweihändig damit werfen.
Getestet habe ich die Rute mit einer Rolle der Größen 5/6 & 7/8 und mit folgenden Schnüren: Einer GuideLine Experience+ WF-5-F (14,5g/12,5m), einem OPST Commando Micro Skagit Head 200 Grains (13g/4,11m) mit 7,5 Fuß Floating Tip (2,3g/2,3m) und 3 Meter Mono Leader zusammen ca. 6,4m Kopflänge und mit Leader 15,5g/9,4m
Die Auswahl des Schnursystems ist bei dieser Rute ist nicht ganz trivial! Wenn der gemeine Fliegenfischer die Klasse 2 auf dieser Rute liest und eine 2er Einhandschnur montiert wird er todunglücklich werden. Denn wie schon in der Einleitung geschrieben ist diese Rute zweihandklassifiziert und dazu ist sie noch gute 3,6 Meter lang.
Dies im Bewusstsein bin ich gleich mit einer Longbelly – Einhandschnur in #5 mit 14,5 Gramm eingestiegen, quasi einer “herkömmlichen” 5er Fliegenschnur. Dies passte schon recht gut, wobei die Gewichtsverteilung für Zweihandtechniken besser sein könnte.
Deshalb bin ich dann auf ein Micro Skagit System gewechselt, habe bei 150 Grains begonnen und bin dann über die 175 Grains beim 200 Grains Kopf gelandet.
Auch hier zeigt sich die Gewichtskalibrierung der Rute als klare 5/6 Einhand und diese Schnurkombi passte dann schließlich! Man konnte nun wunderbar Zweihandtechniken wie Circle, Snap und Poke ausführen, hatte mit den fast 6,5 Metern Fliegenschnur genügend Länge um bei 3,6 Meter Rutenlänge beim Bilden des D-Loops nicht permanent die ganze Schnur aus dem Wasser zu ziehen!
Die WF-Schnur hatte mit 12,5 Meter und die darauf verteilten 14,5 Gramm einen etwas zu langen Kopf für Zweihandtechniken.
Neben der Tatsache, dass man mit einer Rute von dieser Länge auch sehr gut Short Line Nymphing fischen kann, bei der man fast ohne Fliegenschnur die Nymphen durchs Wasser führt, dabei sich aber auch keine großen Gedanken über das Schnursystem machen muss, sehe ich die Domäne dieser “Trout Spey” tatsächlich im Bereich der leichten Zweihand für die heimische Fischerei.
Damit kann man auf Forelle und Co in der Einhand-Schnurklasse 5 am heimischen Gewässer die Zweihandfischerei erlernen. Sie ist dafür ein ideales Übungsgerät.
Außerdem kann man sie sowohl einhändig als auch zweihändig fischen und man hat auf Grund der Rutenlänge viel Kontrolle über die Schnur bei der Drift.
Für die reine Überkopfangelei an der Küste, wie das bisweilen ausgeübt wird, würde ich diese Rute nicht empfehlen, da das tiefer ladende Taper eher etwas für Rollwurftechniken ist und dafür gebaut ist um permanent Schnur bei Gegenwind in der Luft zu halten und rauszudonnern.
Fazit: Die G.Loomis IMX-PRO V2 2111-4 ist eine Rute, die Spaß macht, wenn man sie versteht. Und ich hoffe mit diesem Bericht dazu beitragen zu haben.
Wer mit der Zweihand anfangen will sollte nicht eine 13 Fuß/#9 kaufen und auf der Wiese rumpeitschen, sondern mit so einer Trout Spey, wie die hier getestete G.Loomis IMX PRO V2 2111-4, in heimischen Gewässern fischen gehen und sich am effiziente Fly Casting erfreuen.
Ich denke ich werde mir für diese Rute aus einer alten Klasse 7 WF Einhandschnur einen passenden Scandikopf zusammen schweißen, der so auf 14 -15 Gramm bei ca. 6,5 – 7 Meter Länge rauskommt.
Das Werfen mit der G.Loomis IMX-PRO V2 2111-4 macht einfach Spaß!
Bezug: Über den Fachhandel.
Herstellerwebsite: http://www.gloomis.com/
Verfasser: Juergen Friesenhahn, G.Loomis/Shimano Pro-Staff seit 2010 für www.wurfkurse.de