Immer wieder werde ich gefragt, welche Rute man sich kaufen sollte. Klasse 4, 5 oder 6, welche Länge, welche Aktion… Letzten Endes ist das natürlich abhängig, wo man mit was auf was fischen möchte. Aber generell kann ich sagen, dass man mit einer Rute der Klasse 5 in 9 Fuß (270m) mit einer mittelschnelle Aktion sehr weit kommt. Wieso?
Wieso Klasse 5?
Die Einteilung in Klassen hat seinen Ursprung im Schnurbereich und richtet sich einfach nur danach, welche Ködergröße ich transportieren will. Näheres dazu steht im Blogbeitrag http://wurfkurse.de/2014/05/28/overlined-underlined-oder-spot-on/ Eine Klasse 5 Schnur hat also gute 9 Gramm auf den ersten 9,14 m und ist in der Lage mittlere Trocken/Nassfliegen und Nymphen zu transportieren. Keine Probleme bis hin zu schwereren 3 Gramm Wolframnymphen auf 8er Haken. Auch kleinere Forellenstreamer an einer Sinktip kann man präsentieren und führen. Das markiert aber langsam die Obergrenze, die für den Einsteiger & Fortgeschrittenen noch gut kontrollierbar zu werfen ist. Die 5er ist aber auch noch so fein, dass man auch mit kleinen Trockenfliegen noch Spaß haben kann, ohne das Gefühl zu haben, zu schwer zu sein.
Warum keine Klasse 4?
Weil es beim Transport von beschwerten Streamern manchmal schon Probleme beim TurnOver geben kann. Und das selbst bei Schnurprofilen mit kurzem Fronttaper.
Warum keine Klasse 6?
Weil da der Spaß beim feinen Trockenfischen nicht ganz der Gleiche ist, wie bei einer 5er.
Wieso 9 Fuß?
Um universell zu sein, ist es gut, etwas Hebel und „Reach“ zu haben. Mit 2,70m habe ich bei der 5er eine tolle Länge, um Schnur über Wasser zu kontrollieren, lose Leine auf dem Wasser zu reduzieren oder über Gebüsch und Sträucher zu heben. Auch habe ich bei Rollwurftechniken genügend lichte Höhe, um schöne „D-Loops“ zu bilden. Und bei einem Anschlag habe ich einen Tick mehr Hebel auf Distanz.
Und was ist mit der Bachrute von 6,5 Fuß? Oder einer Rute mit 10 Fuß Länge???
Bachrute… Bachrute… Boah, ich kann nicht mehr hören… Also ich habe noch an keinem Bach gefischt, wo meine Länge von 9 Fuß hinderlich gewesen wäre. Eher in umgekehrter Weise, so dass die Bachrutenfischer zu wenig „Leverage“ und Kontrolle hatten. Und wenn ich wirklich mal eine 7 Fuß Rute brauchen sollte, baue ich das Handteil ab, stecke mir die Rolle in die Tasche und fische mit den 3 verbleibenden Rutenteilen… 10 Fuß und größer ist sehr gut bei der Nymphenfischerei, insbesondere beim Czech Nymphing, wobei man die Schnur fast senkrecht unter der Rutenspitze führt. Ob das noch Fliegenfischen ist, überlasse ich der Einschätzung des Lesers. Beim Werfen von Distanz sehe ich nicht den geringsten Vorteil. Nur beim „D-Loop work“, also wenn man fast nur noch Rollwurftechniken nutzt, ist es ganz nett. Kann man machen, muss man aber nicht.
Rutenaktion??? Tipflex, Midflex, Progressiv, Aktion A2, tief ladend, schnell…
Die Rutenhersteller überraschen in jeder Saison mit neuen Begriffen, biegende Kohlefaserstöcke zu beschreiben. Ja, es gibt verschiedene Aktionen und ja, eine Rute mit einer schnelleren Aktion macht auch in gewissen Situationen Sinn. Aber für unsere Allroundrute ist eine Aktion von Vorteil, die als „mittelschnell“ bekannt ist. Meint, je mehr ich an der Schnur der Rute ziehen lasse, je mehr biegt sie sich fast über drei Viertel der ganzen Länge und nicht nur im oberen Viertel. Man kann eine Rute auch als einen halben Flitzebogen begreifen. Was würde Robin Hood ein Langbogen nützen, der sich nur auf dem ersten Viertel biegt? Wichtig dabei ist noch, dass die Rute aus dieser Belastungsbiegung bei Entlastung recht schnell und sauber wieder in die Ausgangsstellung zurückschwingt. Das tun die heutigen Kohlefaserruten aber fast alle.
Mit dieser 590-4 könnt Ihr lange Jahre an vielen Gewässern dieser Welt Spaß haben, eine Vielzahl von Fliegen transportieren und Fische sicher landen. Grenzgebiete nach oben wären dann sehr große Gewässer mit sehr kampfstarken Fischen, aber selbst da gibt es Spezis, die genau da eine 590 nutzen, weil es erheblich mehr „Skills“ von Ihnen fordert.
Ich habe mit meiner 590 schon kapitale Elritzen von 8cm gehakt und auch kampfstarke Regenbogen bis Ende 70cm kontrolliert. Und da waren die Knoten, die Drilltechnik und Glück auch wichtiger, als die Rutenklasse.
Fischt mit einer 590-4 und macht Euch nicht so viele Gedanken über andere Peitschen!
Die Schnüre, die ihr zu dieser Rute fischt sind wichtiger.
Ich habe mit einer SAGE RPL 590-2 angefangen, die ich immer noch, bzw. wieder habe. Dann bin ich zu einer SAGE XP 590-4 gewechselt, die nun ein guten Freund von mir fischt. Lange Jahre hatte ich dann eine SAGE Z-Axis 590-4 und bin dann über die G.Loomis NRX 590-4 zur G.Loomis NRX L.P. 590-4 gewechselt. Letztere fische ich nun seit guten 2 Jahren mit Spaß, Genuss und verschiedenen Leinen, wie der Joan Wulff Signature #5 & #6, Loop Opti Stream #5 oder die Guide Line High Water & Presentation in #5. Als Sinktip passt eine 150 Grains Schnur von RIO.
Die 5er kombiniert mit
G.Loomis NRX-L.P. 386-4 (Leichte Fischerei)
G.Loomis NRX 790-4 (MeFo und leichtes Salzwasser)
G.Loomis NRX 990-4 (Hecht, Barracuda und Co)
rundet ein sehr gutes und vielseitiges Set ab. Aber dazu in einem anderen Blogbeitrag.
JF