Das Fischen mit dem Streamer und der Sinkleine gehört nicht gerade zu den eleganten Spielarten der Fliegenfischerei und wird von Puristen teilweise sogar verpönt. Aber manchmal gibt es einfach Situationen, wo nichts anderes geht! Hohes Wasser, keine Insektentätigkeit und die Dicken kleben am Grund.
Aber Obacht, die Methode hat hohes Suchtpotential!
Angefangen mit einer Rute der Klasse 5 in 9 Fuß, Zigarrengriff und einer alten 150 Grains „Deep & Down“ bin ich relativ schnell zu einer 690 mit 200 Grains und einem Fullwels Griff konvertiert. Die 5er war mir einen Tacken zu leicht für größere Forellenstreamer und es hat sich herausgestellt, dass ich, ob der Führung der Fliege, immer die Daumenhaltung verwende und mir deshalb ein Fullwels besser steht, als eine Zigarre. Die Rute hat auch eine recht schnelle, stramme Aktion, da ich sie nicht nur zum Werfen nutze, sondern durch Eintauchen fast der kompletten Rute ins strömende Gewässer die Schnur und damit auch den Streamer auch auf Tiefe bringe.
Mittlerweile habe ich sogar auf eine 790er Rute & 200 – 250 Grains Sinktips gewechselt, da ich auf Reisen mit einer NRX LP 590 und einer NRX 790, also mit nur zwei Ruten, weite Bereiche der Fischerei abdecken kann. Klasse 4 & 6 waren mir als Reiseset zu leicht, denn meine 5 ist die ideale Allroundrute und die 7 kann ich auch für wirklich große Forellestreamer nutzen. Zu meiner aktuellen Streamerrute, einer G.Loomis NRX 790, gibt es hier einen Blogbeitrag:
Mit der G.Loomis NRX 9‘ #7 an der Gmundner Traun/Österreich
Die Ergänzung dieser beiden Ruten als ultimatives Reisesetup ist dann noch eine CrossCurrent 990 für die bösen Fische und eine NRX 380 für „Klein & Schön“. 4 Ruten in Klasse 3/5/7/9 und keine Wünsche mehr! Der Klassiker 5 und 8 war mir zu weit auseinander. 5 und 6 zu nah und unflexibel, eine 4, als leichte Variante, zu nah an der 5… 20 Jahre hat es gedauert… 3/5/7/9!
Ich fische beim Streamern ausschließlich mit Sink Tip Lines, die es mittlerweile von vielen Anbietern gibt. Früher gab es nur die „Deep & Down“ von Traun River, wir hatten ja nichts! 🙂 Hier nun als neues Produkt ein Beispiel von RIO (Quelle: www.rioproducts.com).
Diese Leinen haben einen Sinkteil von ca. 8 m, gefolgt von einem schwimmenden Belly und Nachschnur.
Das monofile Vorfach an der Sinktip ist kurz, echt kurz. Aus dem einfachen Grund, weil die Fliege da sein soll, wo auch die Sinktipspitze ist. Unten. Wäre das Vorfach zum Beispiel 2,5m wäre bei einer leichten Fliege die Sinktipspitze in den tiefen Gewässerschichten, die Fliege mit hoher Wahrscheinlichkeit im Oberwasser. Das Vorfach habe ich lange Jahre durchgehend gefischt, also ca. 80 cm von mindestens 0,22 – 0,25 Monofil. Heute fische ich immer noch diese Länge, jedoch befindet sich an der Fliegenschnur ca. 50 cm 20lb Maxima mit einem Perfectionloop, woran ich dann das Tippet von 30cm 0,25 einschlaufe. Dick? Keine Angst, den Forellen ist das egal. Und sehr häufig hat man die Bisse direkt beim Strippen bei einem so genannten „Strip-Strike“ und da bricht ein dünneres Vorfach selbst bei einem kleineren Fisch. Also niemals streamern mit einem Vorfach dünner als 0,20mm, auch nich beim guten STROFT GTM, welches bei 0,18mm mit 3,6 kg Tragkraft angegeben ist. Streamern immer mindestens mit einer „2“ nach dem Komma.
Der Streamer wird dabei immer mit einer offenen Schlaufe befestigt, sei es mit dem Rapalaknoten oder mit einer Variante des Perfectionloops, indem man in die zweite Schlaufe die Fliege einlegt und diese dann durch die erste zieht.
Welchen Streamer man fischt ist Vertrauenssache und ich finde alle Streamer gut, so lange sie schwarz oder braun sind und große Augen haben. Ich bin überzeugt, dass Augen bei den Streamern von großer Wichtigkeit sind und dies einer der bissauslösenden Trigger ist. Es ist größtenteils aber auch eine sehr schnelle Fischerei und die Perspektive des Fisches ist zumeist von unten gegen den hellen Spiegel und wichtig ist die Größe, der Umriss und die Bewegung der Beute…. und die Augen! 🙂
Eine große Quelle der Inspiration war Anfang der 90er Dough Swisher, der für Scientific Anglers eine Serie an Videos, damals noch auf VHS-Tapes, herausgebracht hat. Herauszuheben dabei ist das Video „Advanced Strategies For Selective Trout“, welches en detail diverse Streamertechniken beleuchtet, insbesondere das Legen von Tracks und der „Flip & Strip Technique“.
Die Schnurorganisation mache ich oft ohne Schusskorb oder sonstiger Stripphilfe nur durch geordnetes Aufnehmen der Nachschnur, indem ich zum Beispiel 8 auf 6 auf 4 Strips jeweils auf kleinem Finger, Ringfinger und Mittelfinger halte. Der erste Klang mit 8 Strips ist der größte und die folgenden Klänge müssen immer kleiner sein als der letzte, also auch 6/4/2. Diese Methode stammt nicht von mir, sondern Roman Moser hat sie mir 1998 gezeigt. Nur wenn das Wetter echt unfreundlich ist und es stark windet, verwende ich einen Flexistripper, hier im Foto an meiner Linken zu sehen.
Dabei halte ich immer den Farbübergang von Schwimmleine zu Sinktip im Auge, insbesondere wie viele Strips ich brauche, bis die Fliege fast ausgefischt ist, also nahe der Rutenspitze angelangt ist. So weiß ich, dass nach x Strips die Fliege optimal ausgefischt ist und ich die Schnur wieder ausbringen kann. Öfter fische ich die Fliege auch nicht ganz aus, sondern derart, dass ich mit nur einem Rollwurf die komplette Sinktip wieder gestreckt vor die Rutenspitze bekomme, um dann die Schnur mit nur einem Rückwurf erneut auszubringen, sei es Überkopf, oder mit einem Jump Roll. Ich vermeide es, mehr als einen Rückwurf zu machen, denn erstens ist dies bei korrekter Schnurorganisation möglich und zweitens mag ich keine großen Streamer, die neben meinem baren Haupt mehrfach durch die Luft sausen. Also immer Brille und Kappe/Mütze tragen. Gelle, Herr F.!?
Beim Fischen achte ich noch darauf, dass ich mit meiner Rute immer einen Puffer zwischen Fliege und Rolle bringe, also nicht in geraden Linie strippe. Ich habe immer einen kleinen Winkel zwischen Rutenspitze und Schnur, so dass ein Biss zu einem gewissen Prozentsatz von der Rute abgefedert werden kann. Die Rute ist aber stramm genug, um dann auch Anschläge zu unterstützen.
Der Rest der Methode kann man als „Jagd“ bezeichnen. Es ist eine sehr aktive Methode, bei der ich Standplätze abklopfe, Gewässer systematisch in Scheiben schneide und versuche, die Löcher zu finden in die sich die dicken Trutten verkrümelt haben, frei nach dem Motto: „Fächern!“
JF