Hans habe ich erstmalig im Rahmen meiner Tätigkeit als Casting – Coordinator auf der EWF 2010 kennen gelernt. Zig Werfer habe ich seitdem kontaktiert, aber mit keinem war die Kontaktaufnahme von Anfang an so herzlich, wie mit Hans. Er sagte zu mir als EWF-Frischling schlicht „Junge, das klappt schon alles mit uns Beiden!“ Am 1. Messetag erschien ein braun gebrannter, netter, älterer Herr – ein richtiger „Naturbursche“- und stellte sich vor mit „I bin der Hans und i hab schon viel von Dir ghört. Du bist ja ein exxxxzellenter Werfer…! I hab Di vorhin bobachtet, als Du gworfen hast…“ (Ich bin notfallmäßig eingesprungen und hatte die Demo vor Hans). Während seiner Demo wechselte Hans immer von rechts auf links, denn er war durch die langjährige Fischerei gewohnt beidseitig zu werfen. Und er hat nie ein Wort darüber verloren!
Aber das, was mich am meisten beeindruckt hat, kam am Ende des 2. Messetages. Ich packte meine Sachen am Wurfpool zusammen und plötzlich stand Hans vor mir und sagte: „Ich wollte mich noch persönlich von Dir verabschieden. Vielen Dank, es war schön, Dich kennen gelernt zu haben und hier habe ich Dir noch ein „Traun Magazin“ mitgebracht. Vielleicht ergibt sich in den kommenden Jahren ja die Möglichkeit, dass wir zusammen fischen gehen. DAS hatte Stil! Und DAS war Hans.
Und 2013 sind wir dann tatsächlich für eine gute Woche zusammen an der Gmundner Traum und der Ager fischen gegangen. Hans zeigte mir seine Stellen, zeigte mir wie er „nympht“ und ab und zu gab es einer geschnorrte Kippe von ihm. Die Angelei an diesem Traditionsgewässer mit diesem Urgestein der Fliegenfischerei wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es ging nicht um „Equipment“ oder „wer fängt mehr“. Da lebte noch das, wofür ich einst angefangen habe, mit der Fliege zu fischen und ich oftmals in meiner fliegenfischereilichen Umgebung nicht mehr, oder überhaupt nicht sehe. Die Absenz von Konsum und Schwanzvergleich. Es ging um Naturverbundenheit, Freundschaft, gegenseitigem Respekt, Passion und dem Wissen, dass alles endlich ist und alles fließt.
In der Vorbereitung für die EWF 2014 schrieb Hans mir dann, dass er erkrankt sei und nicht wisse, ob er mit dabei sein könne. Konnte er leider nicht. Und weil ich in diesem Jahr sowieso einen Trip an die Gmundner Traum zu Hari Rauch, einem guten Freund und Guide, geplant hatte, wollte ich dort auch unbedingt Hans treffen. Wir trafen uns auch in dem kleinen Fliegenfischerladen von Erhard Loidl direkt am Steyrermühler Wehr. Hans zeigte mir, wo sein Geburtshaus stand, denn er ist direkt dort, in Wurfweite zur Traun, geboren und hat dort sein Kindheit verlebt. Wir tranken Kaffee, er sah immer noch ganz fit aus, nur seine Augen zeigten, dass etwas passierte und auch das Bewusstsein über unser aller Endlichkeit brachte den Glanz nicht zurück. Nach diesem Treffen gab es noch einen kurzen eMail-Verkehr…
Am Sonntag, dem 26.04.2015 bekam ich dann die Nachricht von Freunden, dass Hans gestorben ist. Ruhig.
Nach der diesjährigen EWF ist die Crew, leider ohne mich, wieder an die Traun gefahren. Hans kam Donnerstagabends in der Pension vorbei, hatte Spaß und schien glücklich, alle noch einmal zu sehen. Einem Beobachter kam es vor, als hätte er sich von allen verabschiedet. Wahrscheinlich war es auch so.
Was bleibt?
Die Erinnerung an einen Mann, einen Fliegenfischer, der für mich auf ewig mit der Gmundener Traun verbunden bleiben wird. Ich hoffe, noch oft dort sein zu können und werde immer einen Fisch für Hans fangen. Hans, Du hattest Stil, Wärme und die unbändige Energie, eines jungen, grünen Triebes im Frühling. Ich denke an Dich.
Hier noch ein paar Fakten über Hans:
Geboren 1947 in Steyrermühl wurde Hansi unter Hans Gebetsroither bereits mit 11 Jahren Guide an der Gmundner Traun. Auf seinen Wunsch hin hat Hans Aigner 1978 die Gebetsroither Fliegenfischerschule übernommen, die er rund 30 Jahre lang leitete. Unzählige Fliegenfischer waren in seiner Schule, haben Hans Aigner als kompetenten und liebenswürdigen Lehrer kennen und schätzen gelernt!
Neben seiner Schul-Tätigkeit engagierte sich Hans Aigner auch bei der Österreichischen Fischereigesellschaft (ÖFG), war dort seit 1984 zusammen mit Walter Brunner und Sepp Prager als Fliegenfischen-Trainer tätig.
Als sich dann 1989 der Verein „Freunde der Gmundner Traun“ gründete, war Hans Aigner als Gründungsmitglied mit dabei – viele Jahre später, im Jahr 2006, erfüllte sich dann einer seiner Träume: Die Gmundner Traun konnte von den Freunden gepachtet werden!
Seine fischereiliche Heimat war, neben der Gmundner Traun, die Steyr und die Ager – hier fischte er am liebsten.
Am Samstag, den 25. April 2015, ist Hans Aigner viel zu früh von uns gegangen.
JF