Ohne wirklich daran zu denken, fiel mir gestern auf der Heimfahrt ein, dass es den Wurftreff in Dortmund seit März 2009 gibt und schon im letzten Monat das „5-Jährige“ gewesen wäre.

5 Jahre.

Da er so gut wie nie ausgefallen ist – ich erinnere mich an 2 nicht stattgefundene Termine in dieser Laufzeit – sollten das über 50 Termine gewesen sein. 50 x sonntags auf der Wiese stehen und unterrichten. Im Schnitt sind immer 6 – 8  Teilnehmer dabei, manchmal waren es 4, maximal waren es auch schon mal 21 Besucher. Also sagen wir 7 Teilnehmer mal 50 Termine entsprechen gut 350 „Problemstellungen“, denen ich mich widmen durfte. Das hat mir großen Spaß bereitet und mich als Lehrer weiter gebracht.

Aber nicht nur Schönes verbinde ich mit dem Wurftreff. Es gab auch Teilnehmer, denen ich beibrachte, wie man 15 m Fliegenleine sauber führt, denen ihr neu erworbenens Können dann schlagartig zu Kopf stieg und die sich just zu Spezialisten entwickelten, selbst referierten und die Nase sehr hoch trugen. Wenn ich einen Charakterzug nicht mag, dann ist es der, wenn Mitmenschen plötzlich nicht mehr wissen, aus welchem Stall sie kommen oder wie man das Wort „Loyalität“ schreibt. Oder Zeitgenossen, die nur mal vorbeikamen, um auszutesten, was der „Master Friesenhahn so auf der Pfanne“ hat. An diesen „Vergleichen“ bin ich nicht mehr interessiert.

So gab es in diesen Jahren auch schon Teilnehmer, denen ich klar einen Platzverweis erteilte und sagte, dass ich sie auf meinem Wurftreff nicht mehr sehen möchte.

Auch ist das Echo auf Wurftreffs in „Fachkreisen“ immer noch zweigeteilt. Es gab Kommentare von instruierenden Mitbewerbern, dass „Wurftreffs“, die Preise kaputt machen würden. Dies habe ich aber so gut wie nie direkt erfahren, sondern immer nur über 4 Ecken hinter vorgehaltenener Hand – die Szene ist klein. Interessant ist, dass keiner der Mitbewerber je auf einem meiner Wurftreffs aufgeschlagen ist und sich mal angeschaut hat, wie ein Wurftreff wirklich abläuft.

„Wenn es keine Wurftreffs gäbe, hätten wir mehr Kursteilnehmer“ ist die Kernaussage. Ich dagegen sehe es so: ein Wurftreff kann einen Kurs, den ich gebe, nicht ersetzen und will das auch gar nicht. Der Wurftreff bietet Interessenten einen Einstieg und eine periodische Kontrollmöglichkeit. Im Schnitt bin ich während eines Wurftreffs ca. eine 1/4 Std. mit jedem Teilnehmer zusammen. In einem meiner Kurse sind das mehrere Stunden. Wenn Mitbewerber ihr Niveau dort einordnen, oder denken, dass man das Fliegenfischen so schnell erlernt, sollten Sie vielleicht ihr Kurssystem überdenken.

Ich dagegen sehe die Wurftreffs als Multiplikator für die Fliegenfischerszene, also als das genaue Gegenteil einer „Geschäftsschädigung“! Wie oft haben Teilnehmer durch den Wurftreff mit der Fliegenfischerei angefangen, sich dann anspruchsvolles Equipment zugelegt – Benefit der Händler – und weiterführende Kurse belegt – Benefit der Instruktoren. Und viele dieser Teilnehmer hätten anfänglich nie einen Kurs für xxx€ pro Tag gebucht, um mal „reinzuschnuppern“.

Ich weiß noch nicht, wie es mit meinem Wurftreff weiter geht. Noch macht es mir Spaß.

JF

Bilder vom 06.04.2014: