Am Samstag, dem 20.10.2012 besuchte ich erstmals den „Speyday“ in Gaggenau/Baden Württemberg, der schon seit Jahren von einer Gruppe um Hartmut Kloss organisiert wird.Wie der Name schon sagt ist es ein Tag, an dem sich Zweihandinteressierte treffen und sich austauschen. Ausschlaggebend für meinen Besuch war aber eindeutig der prominente Gast Scott Mackenzie, der neben der Präsentation seines Ruten- und Schnurprogramms auch Sonntags einen Workshop anbot, bei dem ich teilnahm. Scott war 3-facher Speycasting-Distance Weltmeister und seine Technik ist außergewöhnlich, die er zurecht als „Mackenzie – style of distancecasting“ vermarktet. Hier findet man den Trailer seiner DVD:
http://www.youtube.com/watch?v=l42uu89aReU
Ich hatte die DVD schon seit einiger Zeit, aber erst nachdem ich bei ihm war, verstehe ich genau, wie er den Cast ausführt. Das zeigt wiederholt, dass einfach nichts über eine „one to one“ Unterrichtssituation geht. Ich lerne am Besten, wenn ich neben den Werfern stehe, spüre, höre, sehe wie die Bewegungen ausgeführt werden. Bemerkenswert neben der Technik war Scott‘s Understatement, der immer wieder betonte, dass er keine spezielle Distanztechnik erlernen musste, sondern das dies sein normaler „fishingcast“ war und ist. Aufgewachsen an gewaltigen Flüssen in Schottland und Guide seit über 20 Jahren musste Scott einfach seit seiner Jugend immer „brettern“, um an den Fisch zu kommen, wobei ich mit „brettern“ feine Technik meine, nicht rohen Krafteinsatz. So entwickelte er eine Technik, ähnlich wie Hans Gebetsroithers Einhandtechnik, die etwas „Besonderes“ hat.
Er selbst bezeichnet es als einen in allen Phasen maximierten Single Spey. Im Gegensatz zu der Fulcrum Technik, bei der die Rute in der Entladung einen Großteil der Energie entgegengesetzt des Vorwärtswurfes in Form eines vertikal orientieren „Rising-D“ in den Wurf einbringt, wirft Scott die Schnur flacher, schneller und weiter in einen horizontalen „V-Loop“, als alles, was ich bis dato gesehen habe. Dabei hat er aber ein hohes Maß an Kontrolle über den Anker. Der 65 Fuß Kopf meiner Proline lag in Phase 1 wirklich sauber und eng auf der Wiese und auf der „Targetline“ hinter Scott, der Anker landete im richtigen Spot und ähnlich wie beim Überkopfwurf driftete Scott nach hinten, um ein „Mehr“ an Stroke zu haben. Mit diesem nahezu perfekten Setup liftet Scott und geht in einer sanften Beschleunigung in den Vorwärtswurf, wobei er einen klassischen „Longstroke“ ausführt, mit relativ niederem Stop, ganz im Gegensatz zu einer „Stop & Block“ Technik, die ich normalerweise ausführe. Der resultierende Loop hat zwar einen sauber konturierten Point, jedoch zeigt die untere Schnur einen deutlichen Counterflex in Richtung Horizontale und öffnet so den ganzen Loop.
Was soll ich sagen… es sieht nicht so schön aus, wie die Fulcrumtechnik, aber die Schnur fliegt einfach raus… weit raus! ;-))) Neben ihm stehend hat er meine Carron Proline von 50 yards ohne Probleme fast ganz ausgelegt.
50 yards, fast 45m! Diese Schnurstelle der Proline hat bei mir noch nie das Licht gesehen…
Na, so ging es mir auch, als ich mit der Einhand angefangen habe und vor die erste „Wand“ bei 20 Meter lief. Nun ist das Auslegen der ganzen Schnur ins Backing kein Problem mehr. Allein das Anwenden dieses Wissen brachte mir mit der Zweihandrute schon ein Plus an Weite. Letzten Endes wird es bei mir wohl eine Kombination meiner Technik mit Elementen von Scott werden.
Meinem Kollegen Chris Rownes, der auch auf diesem Workshop war ging es genau so. Auch er wirft eher mit einer saubern Blockingtechnik und ist auch fasziniert vom „perfect loop“, bei dem wirklich sämtliche Energie in Wurfrichtung kanalsiert ist und die untere Schnur fast erschütterungsfrei ist. Also nix „sexyloops“! ;-))) Mit seiner Mithilfe haben wir Scott „auseinandergenommen“ und den Wurf in klare Phasen und Positionen zerlegt, um jedes Element zu verstehen und unterrichten zu können. Hat geklappt! Auch war es mal wieder schön, mit Chris zu werfen und „Tannenzäpfle“ Bier zu picheln.
Alles in Allem kann ich jedem Werfer der an seiner Entwicklung interessiert ist, anraten, möglichst viele andere Werfer zu treffen und mit offenem Blick alles Neue aufzusaugen und versuchen es zu verstehen.
Mein Weg.
JF