Es kommt darauf an, was man daraus macht

Posted on 2015/06/04Kommentare deaktiviert für Es kommt darauf an, was man daraus macht

Nein, es geht nicht um den grauen Werkstoff Beton, der mit diesem Slogan schon seit Jahrzehnten für sich wirbt.

Gestern erst habe ich Fotos, die ich auf der letzten Jagd & Hund / Fisch & Angel an unserem Stand gemacht habe, durchgeschaut. Ich hatte einige Bilder von Igor (Stancev), einem renommieren und preisgekrönten Fliegenbinder gemacht, die ich ihm zukommen lassen wollte. Und genau da fiel mir wieder ein Detail auf, welches auch ich manchmal aus den Augen verliere.

Igor 01

Genau wie in anderen Wirtschaftszweigen, wird auch der Bereich Fliegenfischen überflutet von Produkten und entsprechender Werbung. Das Angebot ist riesig und man will glauben machen, dass das neue Equipment um ein Vielfaches besser ist, als das, welches man besitzt. Schon seit geraumer Zeit setzt auch eine gewisse Uniformierung ein. Selbst Einsteiger sind mit bestem Equipment bewaffnet und ausgestattet bis aufs Messer: Fette Weste voll mit Fliegenboxen, Vorfächern und behängt mit Retraktoren, tolle Goretex-Hose, teilweise noch mit unbenutztem Watsock an der Seite, coole Baseballcap, HighEnd  – Carbonrute und eine stylishe Rolle, befüllt mit einer in Foren hochgelobten Weitwurfschnur, hochaufschwimmend, nach dem „Abschuss“ auf 30+ Meter, brustwarzentief watend.

Bindestöcke gibt es viele: Große, Kleine, Stationäre, Rotierende, Linksdrehende, Rechtsdrehende, Edle, aus Stahl, Kunststoff, gar Damast oder sonstigen Materialien mit verschiedensten Halteprinzipien für den Haken. Preislich streuen diese Dinger auch von 20€ bis über 2000€. Beim Binden auf meine  Kursen werde manchmal gefragt, welcher Stock es denn sein soll und meine Antwort ist eigentlich immer, dass die Gerätschaft schlicht einen Haken halten soll, mehr nicht. Natürlich kann man das auch mit „Stil“ machen – das alte VW/Daimler Gleichnis – fahren tun sie alle.

Aber geht es letzten Endes nicht um das Bewusstsein einer gewissen Genügsamkeit, welches oftmals verloren geht? Ist das Sprichwort von Oscar Wilde „…immer einfach nur das Beste“ so zu verstehen, dass damit das teuerste oder das für den Anderen Unerreichbarste gemeint ist?  Status?

Für mich ist das Beste selten das Teuerste. Manchmal ist es schlicht gar nichts, weil ich oftmals eigentlich nicht wirklich brauche, was ich glaube, haben zu müssen.

In das Bild von Igor gezoomt, sieht man den Bindestock, den er schon seit Jahren verwendet, um tausende von Fliegen jedes Jahr zu binden. Allein auf der Messe bindet Igor gefühlt Hunderte.

Igor 02

Es ist der „L-Shape“-Tischhalter eines ausrangierten, alten „Regal“-Stocks und zwei simple, aber funktionelle Backen, die ein Schlosser für ihn gemacht hat. Die Messingschrauben scheinen auch Eigenbau und die Inbusschraube ist Standard-Halbeisen. Das Ganze wird hinten von ein paar Gummis aufgehalten, wenn eine Fliege gewechselt werden muss. Igor hat andere Bindestöcke, die er gewonnen hat, aber er bindet mit diesem. Und für die Fliege, die er gerade damit bindet, könnte man ihm in die Füße schießen!

Übrigens sind die neuen Fliegenruten mal wieder 10 Gramm leichter, als die ohne das nagelneue Pico-Harz. Wenn man als Rechtshänder die Armbanduhr von rechts nach links zieht, ist die Rute bestimmt um gefühlte 50 Gramm leichter.

Wann kommen die Rasierer mit 10 Klingen?

Ich gehe mich jetzt rasieren. Gut, mit drei Klingen, denn mit dem klassischen Rasierhobel richte ich auf meinem Hinterkopf regelmäßig Blutbäder an.

Genug der geschriebenen Philosophie! Denken kann und sollte jeder selbst, der die Bestrebung hat, etwas weiser zu gehen, als er gekommen ist.

JF